Es gibt Menschen, denen es nicht genug ist einfach nur zu denken „Das muss man doch irgendwie ändern können.“ Es gibt Menschen, die handeln wollen und das auch tun. Es gibt Menschen, die nicht kopfschüttelnd an einem Akt der Verachtung gegenüber einer Menschengruppe vorbei gehen, sondern sich einen Glasfeldschaber und eine Spraydose nehmen und gegen diesen Zustand etwas unternehmen. Die Rede ist in diesem Fall von Irmela Mensah-Schramm. Unserer bescheidenen Meinung nach ist diese Frau ein großes Vorbild gegen die Gleichgültigkeit der Gesellschaft, wie sie selbst es formuliert.
Die vormalige Erzieherin und Heilpädagogin, die an einer Berliner Schule für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitete und ab 1975 die Flüchtlingsberatung bei Amnesty International unterstützte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, fremdenfeindliche, antisemitische und generell menschenverachtende Parolen an den Wänden vieler Städte zu entfernen, indem sie sie abkratzt oder übermalt. Dafür fährt sie durch ganz Deutschland, macht Ausstellungen mit dem Titel „Hass vernichtet“ und besucht den Unterricht in diversen Schulen, um mit ihrer Dokumentation aufzuklären.
Ihre Arbeit wird dabei nicht staatlich unterstützt und zieht zuweilen Ärgernisse hinter sich her. 1992 beispielsweise übermalte sie am S-Bahnhof Friedenau den Spruch „Türken vergasen“ und geriet dabei in einen Disput mit einem Mitarbeiter des Wachschutzes der Berliner Verkehrsbetriebe. Dabei wurde sie verletzt und musste ins Krankenhaus. Sie erhielt daraufhin eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung, die sie prompt mit einer Anzeige wegen Körperverletzung beantwortete. Beide Verfahren wurden letztlich eingestellt.
Doch dies ist nicht das einzige Verfahren, das gegen sie angestrebt hat. Auch erhält Frau Mensah-Schramm Gewalt- und Mordandrohungen, wird derzeit von AFD-Mitgliedern wegen Vergehen denunziert, die sie nie begangen hat. Aber sie wehrt sich, denn sie weiß, dass sie das muss, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Eine Arbeit, an der wir uns ein Beispiel nehmen können und sollten.
Mit ihrer Beharrlichkeit und ihrer Energie erreicht sie viele Menschen und erhielt zudem mehrere Preise, wie den Preis Aktiv für Demokratie und Toleranz der deutschen Bundesregierung 2006, den Göttinger Friedenspreis 2015 oder den Silvio-Meier-Preis 2017. Ihre 1996 erhaltene Bundesverdienstmedaille hatte sie 2000 übrigens zurück gegeben, nachdem sie erfuhr, dass der ehemalige NPD- und spätere CDU-Politiker Heinz Eckhoff, der zur Zeit des Dritten Reichs ein SS-Mitglied war, ebenfalls eine erhalten hatte.
Wir ziehen den Hut mit tiefstem Respekt, Irmela.
Antworten